OSRAM bietet eine der wenigen
G9-LED-Leuchtmittel an, die kein übermäßig großes Volumen aufweisen und trotzdem
einen Lichtstrom von 470lm bieten, was der Lichtaubeute eines
40W-Halogenstrahlers entspricht.
Das Leuchtmittel nimmt 3,8W auf und ist
nicht dimmbar.
Das Gehäuse des Leuchtmittels ist so gebaut, dass man es reversibel öffnen kann. Das untere Kunststoffelement besitzt eine Ausbuchtung über den Umfang, die in eine Nut des oberen Kunststoffelements einrastet. Mit einem gewissen Kraftaufwand lassen sich die beiden Elemente trennen.
Die elektrischen Kontakte des Leuchtmittels bestehen aus zwei gebogenen Drähten.
Im unteren Bereich des Kunststoffgehäuses befindet sich ein Metallring, der die Entwärmung der Elektronik verbessert. Die Entwärmung über die geringe Oberfläche ist ein kritischer Punkt bei den relativ kleinen G9-Leuchtmitteln.
Die Trägerplatine enthält einen
Metallkern, der eine gute Wärmeabfuhr von den einzelnen Bauteilen ermöglicht.
Der Metallkern endet kurz vor den Anschlussdrähten, die die Netzspannung
zuführen und vom Metallkern ausreichend isoliert bleiben müssen.
Die Platine trägt die Bezeichnung
LLPCB3428B V3, was dafür spricht, dass es sich um die dritte Revision der
Platine handelt.
Bei den Zahlen 1722 könnte es sich um einen Datecode
handeln.
Auf den beiden Seiten der Platine befinden
sich jeweils 17 Leuchtdioden.
Die Leuchtdioden sind in Zweiergruppen
verschaltet.
In den Leuchtdioden befinden sich sechs einzelne Leuchtdioden in
Reihe, so dass sich pro Leuchtdiode eine Flussspannung von fast 17V ergibt.
Insgesamt fallen an den Leuchtdioden ungefähr 290V ab.
In Serie zu den
Leuchtdioden befindet sich ein 0Ω-Widerstand. Das Layout machte diesen
Widerstand nicht notwendig. Der Nutzen der Brücke ist fraglich.
Die Gleichrichtung der Netzspannung erfolgt über einen TL10F-Brückengleichrichter der chinesischen Firma Shanghai Sinble Electronics.
Der Glättungskondensator bietet eine
Kapazität von 3,3µF bei einer relativ hohen Temperaturfestigkeit von 130°C. Auf
Grund der für die kleine Oberfläche hohen Verlustleistung und damit
einhergehenden Temperaturen, ist eine hohe Temperaturfestigkeit absolut
sinnvoll.
Auch wenn der Brückengleichrichter sicherstellt, dass sich der
Kondensator nicht über die Pins nach außen entladen kann, sorgt ein
2,2MΩ-Widerstand dafür, dass einige Sekunden nach Netztrennung keine hohen
Spannungen mehr anliegen.
Auf der anderen Seite der Platine ist ein sogenannter Fuseresistor bestückt, der im Fehlerfall den Stromfluss unterbricht und eine minimale Einschaltstrombegrenzung darstellt.
Die Einfräsung in der Platine sorgt für die bei Netzspannung notwendigen Isolationsabstände.
Der integrierte Schaltkreis, der hier
eingesetzt wurde, ist ein BP5151H der 2008 gegründeten chinesischen Firma Bright
Power Semiconductor.
Es handelt sich um einen linearen Stromregler.
Vier der acht Pins sind nicht genutzt. Das große Package ist aber notwendig, um eine hohe Verlustleistung ermöglichen zu können. Das Datenblatt gibt 1,25W an.
Das Datenblatt zeigt beispielhaft die Beschaltung des ICs.
Die gleichgerichtete und geglättete
Netzspannung wird einer Leuchtdiodenkette zugeführt, an deren Fußpunkt sich der
Regler befindet.
Bei einer Netzspannung von 220V liegen am Regler-IC nur noch
22V an.
Die Versorgung des ICs erfolgt vom
Fusspunkt der Leuchtdiodenreihe aus, was die Verlustleistung im internen
Versorgungsspannungsregler niedrig hält.
Das Datenblatt gibt an, dass sich am
Versorgungsspannungseingang ein J-FET-Regler befindet, der bei 10V anläuft.
In der Versorgung ist ein RC-Glied mit einem relativ hochohmigen 3MΩ-Widerstand
verbaut.
Die Steuerung des BP5151H benötigt laut Datenblatt typischerweise
100µA. Entweder handelt es sich dabei nur um den Anlaufstrom, der sich dann
stark reduziert oder die Stromaufnahme erfolgt nach dem Anlaufen über den
Drain-Pin. Bei 100µA würde nämlich am 3MΩ-Widerstand mehr Spannung abfallen als
am Fusspunkt der Diodenkette überhaupt zur Verfügung steht.
Über den Widerstand am CS-Pin und die
interne Referenzspannung lässt sich der Strom durch die Leuchtdioden einstellen.
In diesem Zusammenhang wertet der BP5151H laut Datenblatt auch die Spannung am
VD-Pin aus. Erhöht sich die Netzspannung und damit die Spannung am VD-Pin, so
reduziert sich die interne Referenzspannung. Das würde das Regelverhalten des
Chips verbessern. Mit der Formel im Datenblatt kann man abschätzen, dass sich in
diesem Fall die Referenzspannung von 600mV auf 470mV reduziert.
Mit dem hier
bestückten 47Ω-Widerstand lässt sich ein relativ geringer Strom von 10mA
berechnen, der sich dann auch noch auf zwei Leuchtdioden aufteilt. Der BP5151H
kann maximal 80mA leiten, als typischer Wert werden 40mA angegeben. Die Größe
der Leuchtdioden lässt darauf schließen, dass sie problemlos mit 20mA oder mehr
betrieben werden könnten. Vermutlich kann die in dem Fall anfallende
Verlustleistung aber nicht mehr über das kleine G9-Gehäuse abgeführt werden.
Das Datenblatt enthält ein
Blockschaltbild, das wenig Überraschendes bietet.
Der Block "REFERENCE" ist
an den Pin D angebunden. Das spricht dafür, dass sich die Referenzspannung über
diesen Pin versorgt. Das wiederum würde erklären wie der Regler mit einer
Stromaufnahme von 100µA und einem 3MΩ-Widerstand in der Versorgungsleitung
überhaupt funktionieren kann.
Das Die des BP5151H ist ungefähr 1mm breit und 0,75mm lang.
Den größten Teil der Fläche nimmt der Transistor ein, der den Strom der Leuchtdioden regelt. Laut Datenblatt handelt es sich um einen MOSFET mit einer Spannungsfestigkeit von 500V.
In der unteren linken Ecke befinden sich
fünf Testpads. Relativ gut erkennbar sind zwischen diesen Testpads und der
Rahmenstruktur sogenannte Fuses angeschlossen, die während der Herstellung
unterbrochen werden können. An den Testpads sind Streifen angeschlossen, die
ziemlich sicher Widerstände darstellen. Es ist daher zu vermuten, dass darüber
etwas abgeglichen werden kann, höchstwahrscheinlich die Referenzspannung oder
die Stromregelstrecke.
An der rechten Kante befindet sich ein weiteres
Testpad. Eventuell konnte darüber während des Abgleichs eine interne Größe
vermessen werden.
Auf dem Die findet sich die Typbezeichnung
BP5151H. Die zusätzlichen Buchstaben "AA" könnten für eine Revisionsbezeichnung
stehen.
In der Zeile darunter befinden sich anscheinend mehrere chinesische
Schriftzeichen, die sich wahrscheinlich der Firma Bright Power Semiconductor
zuordnen lassen.
Hier ist auf dem ersten Kanal die
Netzspannung dargestellt, während der zweite Kanal die Stromaufnahme des
Leuchtmittels über einen 10Ω-Shunt abbildet.
Wie für einen Gleichrichter mit
Glättungskondensator üblich zeigt sich ein nicht unerheblicher Spitzenstrom von
125mA kurz vor dem Scheitel der Netzspannung. Der Effektivwert des Stroms
beträgt 33mA, worüber sich eine Scheinleistung von 7,3VA berechnen lässt.
In Reihe zu der LED-Kette befindet sich ein 0Ω-Widerstand. Tauscht man diesen durch einen 10Ω-Widerstand aus, so kann man einen relativ konstanten Strom von ungefähr 12,5mA beobachten, der zu einem ebenso konstanten Lichtstrom führt.
In jeder Leuchtdiode befinden sich ein Die mit sechs einzelnen Leuchtdioden, die in Serie geschaltet sind.
Ein Die misst ungefähr 770µm x 670µm.
Die Stromverteilung erfolgt über die
Metalllage, die auf jeder Leuchtdiode eine interessante hufeisenförmige Struktur
beschreibt.
Die einzelnen Bauteile ermöglichen durchaus höhere Ströme und damit höhere Lichtleistungen. Der 47Ω-Widerstand, der den Strom durch die Leuchtdioden definiert, ist von unten gut zu erreichen. Schaltet man hier einen 100Ω-Widerstand parallel, so erhöht sich der Strom durch die Leuchtdioden um 50%. Geht man näherungsweise davon aus, dass sich die Lichtleistung linear mit dem Strom entwickelt, so entspricht die modifizierte Lampe einem konventionellen 60W-Leuchtmittel.
Der Effektivstrom am Eingang erhöht sich dabei von 33mA auf 38mA. Geht man davon aus, dass ein unmodifiziertes Leuchtmittel 3,8W Wirkleistung aufnimmt, so ergibt sich mit der oben bestimmten Scheinleistung von 7,3VA eine Blindleistung von 6,2VAr. Nimmt man idealisiert an, dass sich die Blindleistung nicht ändert, so setzt das modifizierte Leuchmittel 5,6W Wirkleistung um, was dem zu erwartenden Wert ganz gut entspricht.
Der limitierende Faktor ist bei den G9-Leuchtmitteln die Entwärmung.
Auf
diesem Wärmebild befindet sich links ein originales Leuchmittel und rechts
das Modizifierte. Nach zehn Minuten ist die Endtempertur erreicht. Statt 85°C
stellen sich mit der höheren Leistung 110°C am Hotspot ein. Eine Daumenregel
besagt, dass eine Temperaturerhöhung um 10°C die Lebenserwartung eines
Elektrolytkondensators halbiert. Die Erhöhung der Lichtleistung würde also die
Lebensdauer des Glättungskondensators mindestens auf ein Viertel reduzieren. Der
Einfluss auf die restlichen Bauteile lässt sich nur schwer abschätzen.
In einer gängigen Fassung beträgt die Maximaltemperatur eines unmodifizierten
Leuchtmittels eher 90°C. Für das umgebaute Leuchmittel kann man daher eher von
115°C ausgehen. An den Bauteilen werden sich höhere Temperaturen einstellen,
130°C erscheinen nicht unrealistisch. Der Elektrolytkondensator ist mit bis zu
130°C angegeben und könnte diese Temperaturen sogar noch aushalten, wenn auch
nicht übermäßig lange. Der Regler lässt eine maximale Die-Temperatur von 150°C
zu und regelt danach angeblich zurück. Hier ist allerdings keine Reduktion der
Stromaufnahme zu erkennen, was darauf schließen lässt, dass das Die des Reglers
kühler als 150°C ist.
Alle Messungen wurden bei
Raumtemperatur durchgeführt. Höhere Umgebungstemperaturen würden wahrscheinlich
zu einem äußerst schnellen Ausfall des Leuchmittels führen.
Wie bei der Voltolux G9 3W 220lm kann man auch hier eine Lichtstrommessung durchführen. Dieser zeigt sich hier vergleichsweise konstant.
Es wurde versucht den Abstand zwischen IR-Sensor und Leuchtmitte gleich zu halten. Die Eingangsempfindlichkeit musste aber geändert werden. Es stellen sich 200mV ein, während bei der Voltolux G9 3W 220lm der Spitzenwert nur knapp über 30mV steigt. Man muss hier allerdings beachten, dass die Voltolux G9 3W 220lm über fünf Flächen abstrahlt, von denen nur eine direkt auf den IR-Sensor ausgerichtet ist und höchsten zwei noch einen Teil zum gemessenen Lichtstrom beitragen.
Der Lichtstrom ist nicht vollständig konstant. Zu dem Zeitpunkt in dem der Glättungskondensator wieder aufgeladen wird ist der Stromregelvorgang zu erkennen. Die Lichtleistung steigt kurz bevor sie etwas weiter absinkt und dann langsam wieder auf den Sollwert eingeregelt wird.
Die selbe Messung mit dem leistungsgesteigerten Leuchtmittel bestätigt, dass sich der Leuchtdiodenstrom und damit der Lichtstrom tatsächlich um ungefähr 50% erhöht hat.
Es zeigt sich allerdings, dass die Kapazität des Glättungskondensators für die erhöhte Leistung nicht mehr ausreichend ist. Das führt dazu, dass der Lichtstrom zeitweise nicht unerheblich einbricht. Integriert man per Augemaß über die Kurven, so kann man eine reale Leistungssteigerung von 30% abschätzen.