Tchibo vertreibt eine Spielekonsole, die als "Retro-Mini-Spielekonsole" beschrieben wird und für 14,99€ verkauft wird.
Der tatsächliche Hersteller lässt sich weder über die Beschriftung auf dem Gerät, noch über die Verpackung oder Beschreibung herausfinden. Angegeben ist immer nur der Inverkehrbringer, die Tchibo GmbH.
Versorgt wird die Spielekonsole über drei AAA-Batterien, die der Beschreibung nach eine Spieledauer von vier bis sechs Stunden ermöglichen.
Die 153 enthaltenen Spiele sind relativ unspektakulär.
Die Entwickler kamen mit einer einseitigen, auf Hartpapier basierenden Platine aus.
Das LCD ist auf der Oberseite der Platine befestigt.
Die Platine trägt die Bezeichnungen "PCB:DRFS-71292-1.77-V3" und "2019-05-06".
Bei aller Kostenoptimierung kam dennoch ein elektromagnetischer Lautsprecher und kein einfaches Piezoelement zum Einsatz.
Die Platine ist einseitig SMD-bestückt. Nur für den Quarz und den Hauptschalter hat man bedrahtete Bauteile gewählt. Im Bestückungsdruck sind teilweise Typbezeichnungen und Bauteilwerten abgebildet, wobei nicht alle Bezeichnungen korrekt sind.
Das Display ist über eine flexible Platine mit der Hauptplatine verbunden und ansonsten nur mit zwei Schaumstoffelementen fixiert.
Die Vergussmasse in der Mitte der Platine muss den Controller enthalten. Um
diesen Controller sind dafür typische Bauteile angeordnet. Oben rechts befinden
sich zwei Pufferkondensatoren, über die der IC direkt die Spannung der Batterien
erhält, die ansonsten nur noch dem LCD-Display zugeführt wird. Über dem
Controller ist ein 4MB-Flash-Speicher platziert. Auf der linken Seite befindet sich
ein 8MHz-Quarz mit den zugehörigen Bürde-Kondensatoren. Die restlichen
Widerstände und Kondensatoren könnten als
Start-up-Schaltung an einem Reset-Eingang und als Pufferkondensatoren für eine
interne Spannungsversorgung dienen.
In der unteren rechten Ecke befindet sich
ein SO-8-Package, das keine Bezeichnung trägt und auch im Bestückungsdruck nur
als "U2" beschrieben ist. Ein kleiner SOT-23-Bipolartransistor ermöglicht es
dem Controller einen Kontakt des Displays auf Massepotential zu schalten. Vermutlich handelt es
sich um die Hintergrundbeleuchtung, die darüber geschaltet wird.
Die Lötpads für das Display sind doppelt vorhanden, so dass das Display auch etwas versetzt angeordnet werden könnte. An den meisten Potentialen des Displays befinden sich Testpunkte über die ein Test der Schaltung möglich wäre. Wahrscheinlich wurde darüber auch der Controller programmiert.
Als Flash-Speicher kam ein 25Q32JV von Winbond mit einer Speichergröße von 4MB zum Einsatz.
Der 25Q32JV zählt leider zu den Derivaten, die der GALEP-5 nicht auslesen kann. Der 25Q32BV, der 25Q32DW oder der 25Q32V wären kein Problem, aber der 25Q32JV meldet eine andere Kennung und lässt sich entsprechend nicht auslesen. Man kann zwar den GALEP-5 dazu bringen die Kennung zu ignorieren, die Daten werden dann aber anscheinend nicht mehr ordentlich ausgelesen. Allzu interessant ist der Inhalt aber wahrscheinlich sowieso nicht. Vermutlich handelt es sich nur um die Spieledaten.
Das Die des Flash-Speichers bietet keine Überraschungen. Im oberen Teil ist der eigentliche Speicherbereich zu sehen. Im unteren Teil befindet sich die Steuerung des Speichers.
Das zweite SO-8-Bauteil lässt keinerlei Beschriftung oder Schleifspuren erkennen. Anscheinend wurde das Bauteil erst gar nicht beschriftet.
Neben dem Massepotential führen noch vier Leitungen vom Controller zu diesem IC, von denen eine die Versorgung zu sein scheint. Die selbe Versorgung wird auch zum Display durchgeschleift.
Auf der Rückseite des ICs befinden sich die Zeichenfolgen "1923MBS" und
"RAPPF7000".
1923 wird wahrscheinlich der Datecode sein, der Rest lässt sich
nicht zuordnen.
Beim Einschalten ruft der Controller ungefähr 8kBit aus dem externen Flash-Speicher ab bevor nach 1,3s das erste Mal der unbekannte IC angesteuert wird. Danach erfolgt sehr viel Kommunikation zwischen dem Controller und dem Flash-Speicher, was vermutlich für den Aufbau des Menüs auf dem LCD notwendig ist.
Während der Flash-Speicher mit einem 16MHz-Takt ausgelesen wird, spricht der Controller den unbekannten IC nur mit einem relativ langsamen Takt von 33kHz an.
Die Ansteuerung des unbekannten ICs erfolgt dann solange das System sich im
Hauptmenü befindet regelmäßig alle 95ms. Läuft ein Spiel, so wird der IC alle
63ms angesteuert.
Bei der ersten Ansteuerung sind am Pin 3 zwei Impulse zu
erkennen, danach ist immer nur ein Impuls zu beobachten, der auch immer zur
gleichen Zeit innerhalb der Übertragung auftritt.
Entfernt man den unbekannten IC, so startet die Spielekonsole nicht mehr.
Der Zweck des Chips lässt sich nicht eindeutig klären. Die fehlende Bezeichnung lässt vermuten, dass es sich um eine Sicherheitsfunktion handelt. Vielleicht wollten die Entwickler verhindern, dass die Spieledaten, die sich frei zugänglich im Flash-Speicher befinden, ohne Weiteres ausgelesen und in einem anderen System eingesetzt werden können. Sollte dem so sein, so scheint die Verschlüsselungsfunktion allerdings nicht allzu komplex zu sein.
Der Controller besitzt ein eigenartig längliches Die, das mit sehr vielen Bondpads ausgestattet ist, von denen relativ wenige wirklich genutzt wurden. Mittig ist ein Logikbereich zu erkennen, rechts befinden sich Speicherbereiche. Die restlichen Flächen beinhalten wahrscheinlich typische Mikrocontroller-Funktionsblöcke.
Die einzige Zeichenfolge auf dem Die lautet "B1056", was sich weder einer Mikrocontrollerfamilie, noch einem Hersteller zuordnen lässt.
Das Die des unbekannten ICs ist leider ebenfalls nicht allzu aufschlussreich. Neben den Bondpads existieren noch einige Testpads. Außerdem sind zwei Logikblöcke zu erahnen. Die einzige Bezeichnung sind drei Ziffern in der oberen rechten Ecke des Dies: 126.
Die flexible Platine, die das Display mit der Controllerplatine verbindet, besitzt 20 Pins. Die Bezeichnung scheint "LCM-18065-A9" oder "LCM-18095-A9" zu lauten. Ein Datenblatt oder weitere Informationen finden sich unter dieser Bezeichnung nicht.
Die flexible Platine ist an das Glas des Displays angebunden, wo sich auch der längliche Displaycontroller befindet.
Beim Display handelt es sich um ein CT018TN01 mit 128 x 160 Pixeln und 65.000 Farben. Für das Display existiert ein Datenblatt mit einer Pinbelegung, die allerdings nicht zu der hier vorliegenden Pinanzahl passt. Die flexible Leiterplatte scheint anders, vielleicht sogar kundenspezifisch ausgeführt worden zu sein.
Die Hinterleuchtung erfolgt über einen Punkt seitlich, von dem aus das Licht über die Fläche verteilt wird.
Als Beleuchtung fungiert ein Leuchtdiodenmodul. Im Datenblatt ist von drei seriell geschalteten Leuchtdioden die Rede. Im Package sind nur zwei Bonddrähte zu erkennen.
Im unteren Bereich befinden sich die Leiterbahnen, die von der flexiblen Leiterplatte zum Displaycontroller führen, darunter verlaufen die vielen Leitungen die den Displaycontroller mit dem Display verbinden.
Die einzelnen Pixel des LCDs sind gut zu erkennen.