Beim hier beschriebenen Gould 2608 macht sich schleichend ein Fehler bemerkbar: Der Pegel des ersten Kanals driftet nach dem Einschalten. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass es sich nicht um einen Offset handelt, sondern der Verstärkungsfaktor sich ändert. So wird zum Beispiel ein 1V-Pegel nur noch mit 0,2V angezeigt. Gleichzeitig macht sich der Geruch von defekten Kondensatoren bemerkbar.
Abgesehen von den Problemen des ersten Kanals zeigen sich keine Störungen. Entsprechend beginnt die Fehlersuche in der Eingangsstufe des ersten Kanals. Dort sind aber weder optisch noch thermisch problematische Bauteile zu erkennen.
Ein Blick in das Netzteil zeigt, dass sich
der Fehler dort befindet.
Der Grund warum sich das Problem nur am ersten
Kanal bemerkbar macht liegt in der Energieversorgung der Eingangsstufen. Je eine
Zuleitung kontaktiert eine Eingangsstufe der zwei Eingangsstufenplatinen. Von
dort wird die Energieversorgung über verdrillte Leitungen zur benachbarten
Eingangsstufe weitergeleitet und wieder weitergeleitet bis die Versorgung bei
der letzten Eingangsstufe, in diesem Fall dem Kanal 1, ankommt. Kann das
Netzteil keine saubere Spannungsversorgung mehr darstellen, so macht sich das
als erstes bei diesem Kanal bemerkbar, da der Spannungsabfall dort am höchsten
ist.
Das Netzteil besteht aus einer Mischung von Linear- und Schaltreglern.
Es zeigt sich, dass alle vier der kleineren Elektrolytkondensatoren auf der linken Seite der Platine massiv ausgelaufen sind.
Bei einem der Kondensatoren kam es bereits zu einer Schädigung der Platine. Es handelt sich um den Filterkondensator in der Versorgung des Schaltreglers, der wiederum die Eingangsstufen versorgt.
Wären nicht alle Kondensatoren dieses Typs ausgefallen, so könnte man vermuten, dass die Belastung durch die pulsierenden Ströme auf die Dauer zu hoch war. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass die Temperaturbelastung im Netzteil zu hoch war.
Es handelt sich um 1000µF/35V-Kondensatoren von ELNA. Als maximale Betriebstemperatur sind 105°C angegeben.
Drei der Kondensatoren haben noch keine größeren Schäden auf der Baugruppe verursacht.
Beim Filterkondensator des Schaltreglers sieht die Oberseite der Platine nicht besser aus als die Unterseite.
Die Elektrolytreste lassen sich relativ gut
mit Isopropanol entfernen.
Auf der Unterseite ist die Platine bereits nicht
unerheblich beschädigt.
Auf der Platinenoberseite muss zuerst der angegriffene Lötstopplack mit einem feinen Schmirgelpapier entfernt werden. Darunter zeigt sich wie angegriffen die Platine ist. Problematisch ist vor allem, dass die Anbindung der Durchkontaktierung an die umgebende Kupferfläche fast vollständig zerstört ist.
Eine Zinnschicht schützt die verbliebenen Kupferstrukturen. Die Verbindung zur Durchkontaktierung ist trotzdem noch unterbrochen.
Auf der Unterseite muss daher der eine Pin des Kondensators mit einem Stück Leitung zum nächstliegenden Anschluss des selben Potentials geführt werden.
Die neuen Kondensatoren bauen etwas weniger hoch auf, obwohl es sich um robuste low-ESR-Typen handelt.
Nach dem Austausch der vier Kondensatoren arbeitet das Oszilloskop wieder einwandfrei.